mRNA-Impfstoff­kandidat gegen Epstein-­Barr Virus

Moderna hat dem ersten Teilnehmer der Eclipse-Studie den Prüfimpfstoffs mRNA-1189 gegen das Epstein-Barr Virus verabreicht. 

Der Start dieser Phase-1-Studie macht dabei Hoffnung: Es gibt derzeit nämlich noch kein zugelassenes Vakzin zur Vorbeugung von Epstein-Barr Virus (EBV) im klinischen Einsatz.

Das zu den häufigsten Virusinfektionen gehörende EBV stammt aus der Familie der Gamma-Herpesviren und infiziert mehr als 95% der Erwachsenen weltweit. Übertragen wird das Virus über Körperflüssigkeiten (z. B. Speichel). Die Primärinfektion tritt meist in der frühen Kindheit auf, welche überwiegend asymptomatisch verläuft. Im Jugendalter kann sie allerdings eine infektiöse Mononukleose (IM), auch als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt, verursachen. EBV gilt dabei als Hauptursache der IM, bei welchem es sich um ein klinisches Syndrom mit Fieber, Müdigkeit, Halsschmerzen und Lymphadenopathie handelt. Das Pfeiffersche Drüsenfieber kann zu einer wochen- bis monatelangen Schwächung der Erkrankten führen, wobei manchmal auch Krankenhausaufenthalte wegen schwerwiegender Komplikationen, wie Milzruptur und Beeinträchtigung der Atemwege, nötig werden können. Als latentes Virus verbleibt EBV nach der Infektion lebenslang im Körper und wird mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Multipler Sklerose (MS), bestimmten lymphoproliferativen Erkrankungen, Krebs und Autoimmunerkrankungen assoziiert.

Schon länger stellt sich die Frage, ob eine Infektion mit EBV MS verursachen kann. Dieser Verdacht wird nun durch eine US-Langzeitstudie, die Anfang Januar veröffentlicht wurde, bestärkt. Unter Verwendung der Daten von 10 Mio. US-Soldaten, die longitudinal ausgewertet wurden, stellte sich heraus, dass eine EBV-Infektion das Risiko für MS bei diesen Probanden um das 32-Fache erhöhte. Diese Erkenntnisse machen die Entwicklung von Impfstoffen gegen das latente EBV noch bedeutender.

Der Impfstoffkandidat gegen EBV enthält vier messenger-Ribonukleinsäuren (mRNA), die auch als Boten-RNA bezeichneten werden. Sie übermitteln Informationen zur Herstellung von Proteinen. Im Falle des EBV-Prüfstoffes codieren sie für bestimmte EBV-Hüll-Glykoproteine (gH, gL, gp42, gp220, welche für den Eintritt des Virus in die B-Zellen und epitheliale Oberflächenzellen entscheidend sind. Die klinische Studie Eclipse bewertet die Sicherheit und Verträglichkeit der mRNA-1189, welche Menschen vor EBV schützen soll. Die randomisiert, beobachterblind und placebokontrolliert ablaufende Phase-1-Studie wird voraussichtlich an etwa 15 Standorten in den USA durchgeführt und soll rund 270 gesunde Teilnehmer im Alter von 18 bis 30 Jahren einschließen.

Dabei ist die mRNA-Impfstofftechnologie von mRNA-1189 ist nicht unbekannt. Moderna nutzt dieses Verfahren auch bei seinem weltweit angewandten COVID-19-Impfstoff. Derzeit befinden sich neben mRNA-1189 einige andere mRNA-Vakzine des Biotechnologieunternehmens in der Entwicklungspipeline. Darunter auch ein Impfstoff gegen ein weiteres latentes Virus: mRNA-1647 gegen das Cytomegalievirus (Phase 3).

Quellen:

[1] Pressemitteilung Moderna; 05. Januar 2022: Moderna announces first participant dosed in phase 1 study of its mRNA Epstein-Barr-Virus (EBV) vaccine

[2] Sun C et al. Front Immunol. 2021; 12: 677027

[3] Pressemitteilung Moderna; 10. Januar 2022: Moderna announces advances across its industry-leading mRNA pipeline and provides business update 

[4] Bjornevik K et al. Science. Januar 2022 ;375(6578):296-301

[5] Veröffentlichung Website modernatx.com; The Science and Fundamentals of mRNA Technology (zugegriffen am 26. Januar 2022)

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