Neue Therapieoption bei Phenylketonurie

Mit Sephience® steht für Patienten mit Phenylketonurie eine weitere medikamentöse Behandlungsoption zur Verfügung.

Bei der Phenylketonurie (PKU) handelt es sich um eine seltene, autosomal-rezessive Erbkrankheit des Aminosäurestoffwechsels. Weltweit leben schätzungsweise 58.000 Menschen mit dieser Störung, bei der der Stoffwechsel von Phenylalanin (Phe) beeinträchtigt ist. Ursächlich ist ein Mangel des Enzyms Phenylalaninhydroxylase (PAH), das für die Umwandlung von Phenylalanin in Tyrosin verantwortlich ist. Bleibt PKU unbehandelt, kumuliert Phe im Körper und kann schwerwiegende Konsequenzen wie Intelligenzminderung, Epilepsie und Verhaltensauffälligkeiten nach sich ziehen. Neugeborene mit PKU zeigen zunächst keine Symptome. Unbehandelt schreitet die Erkrankung jedoch fort und die dadurch verursachten Schäden sind irreversibel. Dank des Neugeborenen-Screenings wird PKU in der Regel früh diagnostiziert und eine erforderliche Therapie kann eingeleitet werden.

Die primäre Therapie besteht in einer diätetischen Phe-Restriktion. Da Phe als Aminosäure in allen Proteinen, d. h. auch in den meisten Nahrungsmitteln enthalten ist, müssen Betroffene die Aufnahme von natürlichem Eiweiß einschränken und die Zufuhr von Proteinen über spezielle Phe-arme Eiweißersatzprodukte sicherstellen. Neben der Diät stehen bisher nur sehr begrenzte medikamentöse Behandlungsoptionen zur Verfügung. Eine Untergruppe von PKU-Patienten spricht auf das Co-Substrat Sapropterin an, das den Phe-Spiegel im Blut senkt und/oder eine (teilweise) Lockerung der Diätbeschränkungen ermöglicht. Zudem ist für schlecht eingestellte Patienten ab 16 Jahren Pegvaliase zugelassen, ein Enzym, das Phe in Ammoniak und Zimtsäure umwandeln kann und so den Phe-Spiegel senkt.

Mit Sephience® ist nun ein weiteres Arzneimittel zur PKU-Behandlung verfügbar. Das darin enthaltene Sepiapterin wirkt über einen dualen Mechanismus, der die Aktivität der PAH verbessert und die Phe-Spiegel wirksam senkt.

  1. Precursor-Effekt: Als natürlicher Vorläufer wird Sepiapterin im Körper in den Cofaktor Tetrahydrobiopterin (BH4) umgewandelt, der für die Funktion der PAH eine wichtige Rolle spielt.
  2. Chaperon-Effekt: Sepiapterin wirkt zudem als Chaperon, d. h. es verbessert die Stabilität des fehlgefalteten PAH-Enzyms. Da sowohl Sepiapterin als auch BH4 jeweils eine eigene Bindungsaffinität zu bestimmten PAH-Varianten besitzen, kann Sepiapterin auch bei solchen Formen wirksam sein, die auf BH4 allein nicht ansprechen.

Sepiapterin ist als Pulver zum Einnehmen verfügbar und wird abhängig von Alter und Körpergewicht dosiert. Die einmal tägliche Einnahme sollte zusammen mit Wasser, Apfelsaft oder mit etwas weicher Nahrung erfolgen. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen in den klinischen Studien waren Infektionen der oberen Atemwege (19,8 %), Kopfschmerzen (15,3 %), Diarrhö (14,9 %), gefolgt von Abdominalschmerz (12,2 %), Stuhlverfärbung (4,5 %) und Hypophenylalaninämie (2,7 %).

Mit Sephience® steht PKU-Patienten aller Altersgruppen und Schweregrade eine gut verträgliche, neue medikamentöse Option zur Verfügung, die eine individualisierte Versorgung ermöglicht.

 

Quellen:

[1] Fachinformation Sephience® Pulver zum Einnehmen; PTC Therapeutics; Juni 2025

[2] Veröffentlichung Website orpha.net: Phenylketonurie (zugegriffen am 10.07.2025)

[3] van Wegberg AMJ, et al. Mol Genet Metab. 2025;145(2):109125

[4] Pressemitteilung PTC Therapeutics; 23. Juni 2025: Sephience™ (sepiapterin) Granted Marketing Authorization by the European Commission for the Treatment of Children and Adults Living with Phenylketonuria (PKU)

Verwandte Artikel
Neue Darreichungsform von Apomorphin

Mit Kynmobi® steht nun das erste sublinguale Medikament bei Morbus ...

Makroaufnahme von Tropfen auf Auge
Neu zur Augeninnendrucksenkung: Roclanda®

Mit Roclanda® steht ein neues Arzneimittel für Patienten mit ...