Erster oraler MET-Inhibitor in Deutschland

Mit Tepmetko® steht eine zielgerichtete Therapie bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom zur Verfügung.

Tepmetko® wurde bereits im März 2020 als weltweit erster oraler MET-Inhibitor in Japan zugelassen. Nach der Genehmigung durch die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) etwa ein Jahr später, erfolgte nun auch die europäische Zulassung.

Das Anwendungsgebiet von Tepmetko® umfasst die Therapie von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC). Der MET (mesenchymal-epithelialer Transitionsfaktor) -Inhibitor kommt dann zum Einsatz, wenn die Tumorzellen eine Veränderung des MET-Gens in Form einer sog. METex14-Skipping Mutation aufweisen und die Patienten nach vorausgegangener Behandlung (Immuntherapie und/oder platinhaltige Chemotherapie) eine systemische Therapie benötigen.

Lungenkrebs ist die zweithäufigste Krebsart in Europa. Der Anteil der NSCLC-Fälle, die Veränderungen des MET-Signalwegs einschließlich des METex14-Skipping beinhalten, macht etwa drei bis Prozent aus. Diese schwer therapierbaren und aggressiven Formen von Lungenkrebs sind meist durch ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium und schlechter Prognose gekennzeichnet. Mit Tepmetko® steht für diese besondere Patientengruppe nun eine gezielte Behandlungsoption zur Verfügung.

Die METex14-Skipping Mutation ist eine Veränderung des MET-Gens, die zur Bildung eines anormalen MET-Proteins führt. Letzteres kann zu einem unkontrollierten Zellwachstum führen und Krebs verursachen. Tepotinib, der wirksame Bestandteil in Tepmetko®, gehört zu den Proteinkinase-Hemmern und ist ein oraler MET-Inhibitor, der die durch Veränderungen im MET-Gen ausgelöste onkogene MET-Rezeptor-Signalkette blockiert. Indem der Wirkstoff durch den hochselektiven Wirkmechanismus die Aktivität des anormalen MET-Proteins hemmt, kann er dazu beitragen, das Krebswachstum zu verlangsamen oder zu stoppen. Tepotinib kann auch zur Verkleinerung des Tumors führen.

Die Wirksamkeit von Tepmetko® wurde in der einarmigen, offenen, multizentrischen Phase-II-Studie VISION an 275 erwachsenen Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) mit METex14-Skipping-Veränderungen, untersucht. Die Gabe von Tepotinib erfolgte als Erstlinientherapie (50%), als Zweitlinientherapie (32%) oder im Rahmen einer späteren Therapielinie (18%). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt der Studie war das bestätigte objektive Ansprechen (komplettes Ansprechen oder partielles Ansprechen) gemäß RECIST v1.1 (Response Evaluation Criteria in Solid Tumors) nach Bewertung durch ein unabhängiges Prüfgremium. Sie betrug in der Gesamtpopulation 49.1% und in der Subgruppe der vorbehandelten Patienten (n=138) 44.2%. Die Dauer des Ansprechens, die bei der Gesamtpopulation bei 13,8 Monaten und bei den vorbehandelten Patienten bei 11,1 Monaten lag, gehörte zu einem der zusätzlichen Wirksamkeitsendpunkte.

Vor Therapiebeginn mit Tepmetko® muss das Vorliegen von METex14-Skipping Veränderungen mit einer validierten Testmethode nachgewiesen werden. Der orale MET-Inhibitor steht in einer Dosierung von 225mg zur Verfügung. Die empfohlene Dosis von Tepotinib beträgt 450 mg (zwei Tabletten) einmal täglich zusammen mit einer Mahlzeit. Die Behandlung erfolgt so lange, wie ein klinischer Nutzen erzielt werden kann.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen das Ödem, vor allem als peripheres Ödem, Übelkeit, Hypoalbuminämie, Diarrhö und erhöhtes Kreatinin. Diese traten bei mindestens 20% der mit Tepotinib in der empfohlenen Dosis in dem anvisierten Anwendungsgebiet behandelten Patienten auf. Das periphere Ödem, das generalisierte Ödem und die interstitielle Lungenerkrankung (ILD) zeigten sich als häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen bei mindestens 1% der Patienten.

Wie alle neuartigen Arzneimittel unterliegt auch Tepmetko® dem "Additional Monitoring", einer zusätzlichen Überwachung durch die Arzneimittelbehörden, um eine schnelle Identifizierung neuer sicherheitsrelevanter Erkenntnisse zu ermöglichen. Angehörige von Gesundheitsberufen sind daher aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.


Quellen:

[1] Fachinformation Tepmetko® 225 mg Filmtabletten; Merck, Februar 2022.

[2] Pressemitteilung Merck 18. Februar 2022; Europäische Kommission erteilt Zulassung für TEPMETKO® (Tepotinib) zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC mit METex14-Skipping-Veränderungen

[3] Veröffentlichung Website merckgroup.com; Tepmetko® Anwendungsgebiete (zugegriffen am 10.03.2022)

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