Hyper­kali­ämie: neue Therapie­option für Erwachsene

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Lokelma® (Natriumzirconiumcyclosilicat) von Astra-Zeneca ist ein neuartiger Kaliumbinder zur Behandlung von Hyperkaliämie.

Eine Hyperkaliämie liegt bei einem Kaliumspiegel im Serum von über 5 mmol/l vor. Bei höheren Werten wird neben einer kaliumarmen Ernährung die Vermeidung oder Reduktion kaliumerhöhender Arzneimittel bzw. bei einem Kaliumspiegel von über 6,0 mmol/l sogar kaliumsenkende Maßnahmen empfohlen. Über 7 mmol/l kann es zum Auftreten von lebensbedrohlichen Arrhythmien und kardialem Versagen kommen. Hyperkaliämie stellt gerade bei der Behandlung von Herz- oder Niereninsuffizienz ein häufiges Problem dar, mitunter durch den hierbei vorwiegenden Einsatz serumkaliumerhöhender Substanzen, wie Hemmer des Renin-Angiotensin-Systems (RAAS) oder Aldosteronantagonisten. Kommt es während der Therapie zu einer Hyperkaliämie wird laut der "Nationalen Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz" geraten die Dosis der Aldosteron-Antagonisten entsprechend den vorliegenden Kaliumspiegeln zu halbieren (Werte > 5,5 mmol/l) oder sogar auszusetzen (Werte > 6 mmol/l).

Neben diätetischen Restriktionen gehört die Gabe von Schleifendiuretika, Bicarbonat und Glucose/Insulin oder Natrium- oder Calcium-Polystyrolsulfonat zu den kaliumreduzierenden Maßnahmen. Zuletzt wurde der Kationenaustauscher Veltassa® mit dem Wirkstoff Patiromer, einem nicht resorbierbaren Polymer, welches Kalium im Dickdarm bindet und gegen Calcium austauscht, in Deutschland eingeführt. Lokelma®, dessen Anwendungsgebiet die Behandlung einer Hyperkaliämie bei erwachsenen Patienten umfasst, stellt nun eine weitere Therapieoption dar.

Der wirksame Bestandteil von Lokelma®, Natriumzirconiumcyclosilicat, ist ein neuartiger Kaliumbinder. Er nimmt vorzugsweise Kalium im Austausch gegen Wasserstoff und Natrium-Kationen auf. In vitro konnte, auch in Anwesenheit von Calcium und Magnesium, eine hohe Selektivität für Kaliumionen gezeigt werden. Natriumzirconiumcyclosilicat nimmt Kalium im gesamten Verdauungstrakt auf und reduziert die Konzentration des freien Kaliums im Magen-Darm-Lumen. Folglich kommt es zu einer Senkung der Kaliumspiegel im Serum und einer erhöhten Kaliumausscheidung mit dem Stuhl.

Lokelma® ist als Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen in 5 g und 10 g Beuteln erhältlich, wobei die empfohlene Anfangsdosis dreimal täglich 10 g Natriumzirconiumcyclosilicat beträgt und bei Erreichen normaler Kaliumspiegel auf die kleinste wirksame Dosis des Kaliumbinders zur Vorbeugung einer erneuten Hyperkaliämie reduziert werden kann. Während der gesamten Behandlung sollte der Serumkaliumspiegel regelmäßig überwacht werden. Hypokaliämie wurde neben Ereignissen im Zusammenhang mit Ödemen als häufigste Nebenwirkungen von Lokelma® beobachtet. Bei Auftreten einer schweren Hypokaliämie sollte das Medikament abgesetzt und der Patient erneut untersucht werden.

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Lokelma® wurden in drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien beurteilt. Darin wurde die initiale Wirkung von Natriumzirconiumcyclosilicat zur Korrektur der Hyperkaliämie innerhalb eines Zeitraumes von 48 Stunden betrachtet.  Die Aufrechterhaltung des erreichten normokaliämischen Effekts wurde zudem von zwei der Studien untersucht, die Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (58%), Herzinsuffizienz (10%), Diabetes mellitus (62%) sowie Patienten unter Behandlung mit RAAS-Inhibitoren (68%) einschlossen. Lokelma® führte in allen Studien zu einer Senkung der Kaliumspiegel und sorgte für normale Kaliumkonzentrationen im Serum. Dies geschah unabhängig von der zugrundeliegenden Ursache der Hyperkaliämie, Komorbiditäten oder der gleichzeitigen Verwendung von RAAS-Hemmern.

Als neuzugelassenes Arzneimittel unterliegt auch Lokelma® dem "Additional Monitoring", einer zusätzlichen Überwachung durch die Behörden, um eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse sicherzustellen. Angehörige von Gesundheitsberufen sind daher aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.

 

Quellen:
[1] Produktinformation (EMA) Lokelma®; AstraZeneca; Mai 2020
[2] Veröffentlichung (EPAR - Summary for the public) EMA; 05. April 2018: Lokelma®
[3] Fachinformation Lokelma® Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen; AstraZeneca; Januar 2021
[4] Veröffentlichung Bundesärztekammer (BÄK) Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern et al.; Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz; 3. Auflage 2019; Version 2
[5] Veröffentlichung Website Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft; Neue Kaliumsenker braucht das Land? (zugegriffen am 09. April 2021)
[6] Produktinformation (EMA) Veltassa®; Vifor; November 2020

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