Resmetirom: Erste zugelassene Therapie bei MASH

MASH, Resmetirom
Leber

Mit Rezdiffra® steht erstmals ein Arzneimittel bei metabolisch Dysfunktions-assoziierter Steatohepatitis zur Verfügung. 

Die metabolisch Dysfunktions-assoziierte Steatohepatitis (MASH), früher als nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) bezeichnet, gehört zum Spektrum der sogenannten metabolisch-bedingten steatotischen Lebererkrankungen (MASLD). Bei MASH handelt es sich um eine nichtalkoholische, metabolisch bedingte Verlaufsform, die durch Fetteinlagerung in der Leber, ballonierte Leberzellen, Entzündung und eine fortschreitende Vernarbung (Fibrose) gekennzeichnet ist. Unbehandelt kann MASH zur Leberzirrhose und zu Komplikationen wie portaler Hypertension, Leberversagen, hepatozellulärem Karzinom (HCC) oder seltener intrahepatischem Cholangiokarzinom führen. MASH geht häufig zusammen mit kardiometabolischen Erkrankungen, insbesondere Typ-2-Diabetes, einher bzw. diesen voraus. Umgekehrt beschleunigt das Vorliegen mehrerer kardiometabolischer Risikofaktoren die Leberschädigung und erhöht das Risiko schwerwiegender Komplikationen. 

Die globale Prävalenz von MASH liegt bei etwa 3–5 %, in Deutschland bei rund 4 %. Besonders gefährdet sind Patienten mit moderater bis fortgeschrittener Fibrose (F2 – F3), da ihr Risiko leberbedingter Mortalität um das 10- bis 17-Fache erhöht ist. Entwickelt sich eine Zirrhose, steigt dieses Risiko sogar auf das 42-Fache. Die Inzidenz eines hepatozellulären Karzinoms beträgt bei MASH-Patienten ohne Zirrhose 0,02 % pro Jahr, steigt bei bestehender Zirrhose jedoch auf 1,5 % jährlich an. Prognosen zufolge wird die MASH-assoziierte Lebererkrankung im Endstadium in den kommenden Jahren die häufigste Indikation für eine Lebertransplantation darstellen. Darüber hinaus stellt MASH einen unabhängigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, die die häufigste Todesursache in dieser Patientengruppe sind.  

Bisher gab es keine für die Behandlung der MASH zugelassene spezifische Medikation. Daher richtete sich die Therapie vor allem nach Begleiterkrankungen und dem Fibrosestadium. Bei MASH ohne Zirrhose und Diabetes kommen GLP-1-Analoga, SGLT2-Inhibitoren oder Pioglitazon infrage; bei Fettstoffwechselstörungen werden Statine empfohlen und bei Adipositas GLP-1-Analoga oder Orlistat. Auch bei kompensierter Zirrhose können Statine und bei ausreichender Nierenfunktion Metformin eingesetzt werden. Ergänzend werden Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Alkoholkarenz empfohlen. 

Mit Rezdiffra® ist jetzt erstmals ein spezifisch für die Behandlung der MASH zugelassenes Arzneimittel verfügbar. Es ist in Kombination mit Ernährung und körperlicher Aktivität indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit nicht zirrhotischer, nichtalkoholischer Steatohepatitis (MASH) und moderater bis fortgeschrittener Leberfibrose (Fibrosestadien F2 – F3). Damit steht eine neue Behandlungsoption für diese besonders gefährdete Patientengruppe zur Verfügung. Für Patienten mit MASH im Stadium einer Zirrhose liegt weiterhin keine zugelassene spezifische medikamentöse Therapie vor. 

Der in Rezdiffra® enthaltene Wirkstoff Resmetirom wirkt als partieller Agonist des Schilddrüsenhormonrezeptors β (THR-β), der überwiegend in der Leber vorkommt. Durch die gezielte Aktivierung dieses Rezeptors werden die Mitochondrienfunktion und der Fettstoffwechsel verbessert sowie die Fettsäure-β-Oxidation gesteigert. Dadurch verringern sich schädliche Fettablagerungen in der Leber, Entzündungen und die Fibroseentwicklung. Da Resmetirom gezielt den THR-β in der Leber aktiviert, kommt es nur zu einer geringen Off-Target-Wirkung auf THR-α in anderen Geweben wie Herz und Knochen. 

Die Wirksamkeit von Resmetirom wurde in der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten MAESTRO-NASH-Studie bei Patienten mit MASH und Leberfibrose im Stadium F2 oder F3 untersucht. Insgesamt nahmen 917 Patienten teil, die zusätzlich zu einer Beratung zu Ernährung und Bewegung einmal täglich entweder 80 mg Resmetirom (n=306), 100 mg Resmetirom (n=308) oder Placebo (n=303) erhielten. Es liegt eine Zwischenanalyse nach 52 Wochen vor, während der Langzeitteil über 54 Monate noch andauert. Die Ergebnisse zeigten, dass 30 % der Patienten in der 100-mg-Gruppe und 26 % in der 80-mg-Gruppe eine MASH-Remission ohne Verschlechterung der Fibrose erreichten, verglichen mit 10 % in der Placebo-Gruppe. Eine Fibrose-Verbesserung ohne Verschlechterung der MASH wurde bei 29 % (100 mg) bzw. 27 % (80 mg) erreicht, gegenüber 17 % unter Placebo. 

Rezdiffra® kommt als Filmtablette in den Stärken 60 mg, 80 mg und 100 mg in den Handel. Die Dosierung erfolgt gewichtsabhängig: Patienten unter 100 kg erhalten einmal täglich 80 mg, Patienten ab 100 kg 100 mg. Bei gleichzeitiger Einnahme moderater CYP2C8-Hemmer (z. B. Clopidogrel) sollte die Dosis entsprechend reduziert werden. Die gleichzeitige Gabe starker CYP2C8-Hemmer (z. B. Gemfibrozil) wird nicht empfohlen. Resmetirom sollte außerdem nicht bei Patienten mit moderater oder schwerer (Child-Pugh B oder C) Leberfunktionsstörung angewendet werden. 

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen unter Resmetirom sind Durchfall, Übelkeit und Juckreiz. Auch Lebertoxizität wurde als Nebenwirkung beobachtet, deshalb ist während der Therapie eine regelmäßige Kontrolle der Leberenzymwerte erforderlich. Bei Verdacht auf eine Lebertoxizität, sollte die Behandlung abgebrochen und die Leberfunktion weiter überwacht werden.  

Rezdiffra® wurde unter „Besonderen Bedingungen“ zugelassen; dies bedeutet, dass ergänzende Daten zum Nutzen des Arzneimittels zu erbringen sind und jährlich von der Europäischen Arzneimittel-Agentur bewertet werden. 

 

 

Quellen: 

[1] Produktinformation (EMA) Rezdiffra®; Madrigal Pharmaceuticals; August 2025 

[2] Pressemitteilung Madrigal Pharmaceuticals; 19. August 2025: Madrigal Receives European Commission Approval for Rezdiffra™ (resmetirom) for the Treatment of MASH with Moderate to Advanced Liver Fibrosis 

[3] Roeb E, et al. Z Gastroenterol. 2022;60(9):1346-1421 

[4] Veröffentlichung Website ema.europa.eu; 20. Juni 2025: First treatment against liver scarring caused by a type of ‘fatty liver disease’ 

[5] EASL, et al. J Hepatol. 2024;81(3):492-542 

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