Obetichol­säure: Risiko von Leber­schäden

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Die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) gab am 26.05.2021 eine neue Kontraindikation für Ocaliva® bekannt.

 

Das Präparat Ocaliva® enthält den Wirkstoff Obeticholsäure und wird eingesetzt zur Behandlung der seltenen chronischen Lebererkrankung Primäre biliäre Cholangitis (PBC) in Verbindung mit Ursodesoxycholsäure (UDCA) bei Erwachsenen, die unzureichend auf UDCA ansprechen, oder als Monotherapie bei Erwachsenen, die UDCA nicht vertragen.

Die primäre biliäre Cholangitis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer schrittweisen Zerstörung der kleinen Gallengänge in der Leber kommt, woraufhin sich das Gallensekret in der Leber anhäuft, was zu einer Schädigung des Lebergewebes führt.

Obeticholsäure ist eine modifizierte Form von Gallensäure und wirkt durch eine Bindung an die Farnesoid X-Rezeptoren in der Leber, die die Bildung von Gallensekret steuern, wodurch die Produktion von Gallensekret vermindert wird. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt, je nach Schwere der Leberfunktionsstörung, 5 mg einmal täglich oder einmal pro Woche.

Ocaliva® wurde 2016 in der EU zugelassen. Hier ist bislang die Anwendung nur bei Überempfindlichkeit gegen Obeticholsäure und totalem Gallengangsverschluss kontraindiziert. Im Februar 2018 wurde in einem Rote-Hand-Brief bereits darauf hingewiesen, dass bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Einschränkung der Leberfunktion der Leberstatus vor Beginn der Behandlung bekannt sein muss und sowohl eine Dosisanpassung als auch Überwachung nötig ist.

Die FDA hat seit der Zulassung von Ocaliva® 25 Fälle von schwerer Leberschädigung (bis hin zum Leberversagen) identifiziert, wobei bei vielen dieser Fälle die Patienten bereits bei Beginn der Therapie an einer fortgeschrittenen Zirrhose litten. Aufgrund dieser Erkenntnisse geht die FDA nun einen Schritt weiter, Hinweise zur Kontraindikation einer Anwendung von Ocaliva® bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose werden in den entsprechenden Produktinformationen ergänzt.

Weiterhin empfiehlt die Behörde, Patienten vor der Therapie auf Anzeichen einer fortgeschrittenen Leberzirrhose zu untersuchen, um diese auszuschließen und auch während der Therapie mit Labor- und klinischen Untersuchungen genau zu überwachen, ob sich eine vorhanden Zirrhose zu einer fortgeschrittenen Zirrhose entwickelt - in diesem Fall muss die Therapie abgebrochen werden.

Laut amerikanischer Zulassungsbehörde überwiegt der Nutzen von Ocaliva® bei Patienten ohne fortgeschrittene Zirrhose dennoch weiterhin die Risiken.

 

Quellen:
[1] Produktinformation (EMA) Ocaliva®; Intercept Pharma International; 25. Januar 2021
[2] Veröffentlichung Website fda.gov; 26. Mai 2021: Ocaliva (obeticholic acid) by Intercept Pharmaceuticals: Drug Safety Communication - Due to Risk of Serious Liver Injury, FDA Restricts Use of Ocaliva in Primary Biliary Cholangitis Patients with Advanced Cirrhosis
[3] Veröffentlichung (Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit) EMA; 14. Mai 2018: Ocaliva®
[4] Rote-Hand-Brief Ocaliva® (Obeticholsäure); 08. Februar 2018: Verdeutlichung der differenzierten Dosierungsempfehlungen von OCALIVA bei Patienten mit primär biliärer Cholangitis (PBC) mit mittelschwerer und schwerer Einschränkung der Leberfunktion.

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