Thrombose­risiko nach Absetzen von Anagrelid

Thrombus in Gefäß

Ein Rote-Hand-Brief informiert über neue Sicherheitserkenntnisse bei plötzlichem Absetzen von Anagrelid.

Xagrid® (Takeda), mit dem wirksamen Bestandteil Anagrelid, findet Anwendung bei Risikopatienten mit essenzieller Thrombozythämie. Durch das Therapeutikum kann die bei dieser Erkrankung vorliegende, erhöhte Zahl an Blutplättchen (Thrombozyten) gesenkt werden. Xagrid® ist als Therapieoption vorgesehen für Patienten, die ihre aktuelle Medikation nicht vertragen oder bei denen die aktuelle Therapie nicht die gewünschte Absenkung der Thrombozytenzahl bewirkt.  

Seine Wirkung vermittelt Anagrelid durch Eingreifen in die Entwicklung der Blutplättchen. Der Wirkstoff verringert zunächst im Knochenmark die Anzahl sog. Megakaryozyten, einer Form von Vorläuferzellen für neue Blutplättchen. Dadurch kommt es in Folge im Blut zu einer Reduktion der Thrombozyten. Die Senkung der Thrombozytenzahl auf ein normales Maß führt schlussendlich auch zur Symptomverbesserung der essenziellen Thrombozythämie.  

Mittels Rote-Hand-Brief wird nun über neue Sicherheitsaspekte bei der Behandlung mit Anagrelid informiert.  

In einer kumulativen Auswertung der Sicherheitsdatenbank des pharmazeutischen Unternehmers wurden bis August 2021 insgesamt 15 Ereignisse thrombotischer Komplikationen, einschließlich Hirninfarkt, registriert. Diese Vorfälle traten nach dem Absetzen von Anagrelid auf.  

Bei Analyse der Daten wurde darauf geschlossen, dass die Komplikationen zwar sowohl durch die bestehende Erkrankung verursacht werden können, ein Auftreten allerdings auch durch ein abruptes Absetzen von Anagrelid, unzureichende Dosierung oder mangelnde Wirkung ausgelöst werden kann. 

 Der Mechanismus für das Auftreten von Hirninfarkten lässt sich dabei auf einen Wiederanstieg der Thrombozyten nach Absetzen von Xagrid® erklären. So kommt es im Zeitraum von vier Tagen nach dem Absetzen zu einem Ansteig der Werte, möglicherweise sogar über ihr Ausgangsniveau hinweg. Nach ein bis zwei Wochen stabilisiert sich die Plättchenanzahl in der Regel wieder auf ihren Ausgangswert.   

Entsprechend der neuen Erkenntnisse sind folgende neue Vorsichtsmaßnahmen bei einer Therapie mit Anagrelid erforderlich: 

Ein plötzliches Absetzen von Xagrid® sollte generell vermieden werden. Muss die Therapie unterbrochen oder abgebrochen werden, ist die Thrombozytenzahl regelmäßig zu prüfen. Patienten sollen zudem für Anzeichen und Symptome von thrombotischen Komplikationen sensibilisiert werden. Darüber hinaus sollen sie darauf hingewiesen werden, bei Auftreten dieser Symptome einen Arzt aufzusuchen.  

Um den neuesten Daten und Empfehlungen Rechnung zu tragen, werden sämtliche Informationen künftig in die entsprechenden Produktinformationen eingebunden. Dies gilt nicht nur für Xagrid®. Es wird darauf verwiesen, dass der entsprechende Rote-Hand-Brief und die damit gewonnenen Erkenntnisse wie erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen für alle Anagrelid-haltigen Arzneimittel gleichermaßen gültig ist.  

 

Quellen: 

[1] Rote-Hand-Brief Xagrid® (Anagrelidhydrochlorid); 22. Februar 2022: Thromboserisiko einschließlich Hirninfarkt nach abruptem Absetzen der Behandlung 

[2] EPAR Xagrid® (European Public Assessment Report - EMA); Takeda; 21. Februar 2022 

[3] Veröffentlichung (Medicine Overview) EMA; 02. August 2018: Xagrid® (Anagrelid) 

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